Wie können Lithiumsilikat-Keramiken eingeteilt werden? 

Aus dem E-Book „Dentale Keramiken" – Werkstoffkunde-Kompendium.
Dentale Vollkeramiken unterscheiden sich in Oxid- und Silikatkeramiken. Während Zirkonoxidkeramiken seit etwa 25 Jahren für dentale Restaurationen verwendet werden, werden Silikatkeramiken in der Zahnmedizin seit Jahrzehnten angewandt, z. B. in Form von Verblendkeramiken. Zur Gruppe der Silikatkeramiken gehören auch die Lithiumsilikat-Keramiken.

Lithiumsilikat-Keramiken

Lithiumsilikat-Keramiken zählen mit ihren verschiedenen Modifikationen zu den verstärkten Silikatkeramiken. Diese Keramiken weisen je nach Zusammensetzung Biegefestigkeitswerte zwischen 250 und 420 MPa auf. Unterschieden werden sie in Lithiumdisilikat-, Lithiummetasilikat- und Lithiumaluminosilikat-Keramiken.

Die Glasphase dieser Keramiken ist Siliziumoxid und die kristalline Phase ist Lithiumoxid. Lithiumdisilikat- und Lithiummetasilikat-Keramiken entstehen durch eine Kristallisation aus Lithiumoxid und Siliziumoxid. Das molare Verhältnis zwischen Lithiumoxid und Siliziumoxid in der Glasphase bestimmt die Entstehung von Lithiummetasilikat oder Lithiumdisilikat-Kristallen. Bei Lithiumaluminosilikat-Keramik findet eine Co-Kristallisation von Lithiumdisilikat und Lithiumaluminasilikat statt.

Bis dato wurde die Materialklasse der Lithiumdisilikat-Keramiken unweigerlich mit dem Unternehmen Ivoclar Vivadent und dem Produktnamen IPS e.max in Zusammenhang gebracht. Der Grund hierfür ist denkbar einfach. Ivoclar Vivadent hat diese verstärkte Silikatkeramik entwickelt, patentiert und auf den Markt gebracht. Um das Jahr 2014 sind Patente für die IPS e.max Press ausgelaufen. Das führte dazu, dass weitere Hersteller mit pressbaren Lithiumdisilikat-Keramiken auf den Markt kamen. Es ist zu betonen, dass alle aktuellen verstärkten Presskeramiken ausschließlich Lithiumdisilikat-Keramiken sind. Das Gefüge von Lithiumdisilikat-Keramiken besteht zu etwa 70 % aus Lithiumdisilikat-Kristallen (Li2Si2O5), die in der Glasmatrix eingebettet sind. Die Lithiumdisilikat-Kristalle sind nadelförmig und haben eine Länge von etwa 3 bis 6 µm. Die Indikationsbereiche von Lithiumdisilikat-Keramiken umfassen Inlays, Onlays, Veneers, Einzelkronen und dreigliedrige Brücken im Frontzahnbereich oder bis maximal zum zweiten Prämolaren.
Lithiumdisilikat-Keramiken